Nora Mansmann erhält den Kathrin-Türks-Preis 2024

Nora Mansmann erhält den Kathrin-Türks-Preis 2024 für ihr Stück "arm sein."

19. März 2024

 

Seit seiner Neubelebung im Jahr 2008 verleiht die Burghofbühne Dinslaken gemeinsam mit der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe, der Stadt Dinslaken und dem Förderverein der Burghofbühne alle zwei Jahre den Kathrin-Türks-Preis für Autor*innen des Jugendtheaters. Der Kathrin-Türks-Preis ist nach der Gründungsintendantin der Burghofbühne benannt und unterstreicht die starke Gewichtung des Kinder- und Jugendtheaters in Dinslaken.


In diesem Jahr geht der Preis an Nora Mansmann für ihr Stück „arm sein“. Der Preis ist mit 5.000 Euro – gestiftet von der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe – dotiert und beinhaltet darüber hinaus die Uraufführung am 18. Januar 2025 an der Burghofbühne.

 

Aus der Jurybegründung:

 

"Der Titel des Stückes, arm sein, der das Leben aller Figuren überlagert, trifft die Grundsituation der Geschichte sehr genau. Die Autorin gibt ihren Figuren keine individuellen Namen, sondern nennt sie einfach nur A, B und C. Das Setting ist urban angelegt, so handeln mehrere Szenen auf dem Hochhausdach eines Krankenhauses. Zentrale Themen scheinen Konsum, Kapitalismus und Kapitalismuskritik, doch lässt der Text vielmehr offen, wie „arm“ eigentlich gedeutet werden kann: Es geht um Abhängigkeiten, (den eigenen) Wert, Desillusionierung, Liebe, Suche nach Nähe, Würde. Wann ist jemand arm? Wann produktiv, wann wertvoll? Wann einsam, wann liebenswürdig? [...]

Das Stück bietet für die Bühne vielfache Deutungsmöglichkeiten. Nur vordergründig erscheint es ein an der Realität orientiertes Problemstück zu sein. Die Jury war beeindruckt von der Doppeldeutigkeit der Figuren: Sei es die Person C, die berufstätige Mutter, die nicht nur ihre Arbeitswelt im Krankenhaus sondern auch die sich verändernde Stadt und Gesellschaft kritisch reflektiert, oder seien es die beiden jugendlichen Figuren, die vielschichtig und widersprüchlich angelegt sind. Sie erleben ihren Alltag als ein von der Gesellschaft ausgegrenztes Dasein, finden aber in ihren Träumen und mittels ihrer Phantasie und Kreativität für sich individuelle Perspektiven. Die zart angedeutete Liebesbeziehung öffnet das Stück auf empathische Weise. arm sein überzeugt auch mit seiner anspruchsvollen Dramaturgie. In neunzehn lose verbundenen Szenen wird die Geschichte erzählt, ständig in einem Wechsel aus dialogischen und erzählenden Passagen. Damit wird viel Raum für Interpretationen gegeben. [...] Die Jury hebt besonders die gute Beobachtungsgabe der Autorin hervor, die mit ihrer Figurensprache immer wieder poetische Bilder aufscheinen lässt und dabei nie die Würde ihrer Figuren aufs Spiel setzt."

 

Nora Mansmann, geboren 1980 in Friedberg/Taunus, Autorin und Regisseurin, lebt in Berlin. Sie inszeniert am Stadttheater und in der freien Szene, schreibt Theatertexte, Libretti, Kinderstücke und gelegentlich Rezensionen. [...] Ihre Stücke wurden u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und dem theater junge generation in Dresden uraufgeführt. Daneben zahlreiche freie Projekte, offene Formate, Stückentwicklungen, wie der Musiktheaterparcours "Supernova" mit Make Make Produktion, die Stückentwicklung "Goldherz" mit Mareike Mikat am Staatstheater Braunschweig oder zahlreiche Projekte mit Drama Köln. Ein Fokus ihrer Theaterarbeit liegt auf Inszenierungen, Performances und Erforschungen außerhalb des Theaterraums. Internationale Projekte führten sie nach Israel, Australien, New York, in die Ukraine, nach Italien, in die Schweiz und nach Österreich.

 

[Auszug der Pressemitteilung der Burghofbühne Dinslaken vom 18. März 2024]