„Ich bin nicht arm, ich hab‘ meine eigene Welt da in mir drin“, sagt ein junger Mann, der eigentlich nur Bücher schreiben will, mit all seinem Herzblut. Und doch steht er auf dem Hochhausdach eines Krankenhauses und blickt in den Abgrund. Denn Herzblut hat keinen Markt mehr in dieser Stadt, in der die Menschen wie Ameisen durch die Straßen und Einkaufswelten zur Arbeit krabbeln. Hier trifft er auf die Tochter seiner Krankenpflegerin, für die diese Stadt Zentrum ihrer Sehnsucht ist, mit all ihren schönen Menschen und schönen Smartphones und schönen T-Shirts. Doch die Heranwachsende gehört nicht dazu, weil das Gold nicht wie bei Sterntaler vom Himmel fällt. Ihrer Mutter gelingt es indes trotz Extraschichten kaum, für sich und ihre Tochter aufzukommen oder für sie da zu sein oder Freizeit zu haben oder zu leben. Alle drei schaffen es einfach nicht mitzuhalten, teilzuhaben, so sehr sie sich bemühen. Das haben sie gemeinsam, sind damit nicht allein. Und hat das nicht vielleicht auch schon einen Wert? Wie definiert sich überhaupt, wer arm ist und was ein Mensch braucht, um wertvoll zu sein? Und während sie sich gegenseitig kennenlernen, zuhören und erzählen, entsteht für einen Moment so etwas wie Hoffnung, Nähe und vielleicht sogar Liebe.
Nora Mansmann stellt in ihrem Stück Fragen nach dem Wert eines Menschen, seiner Menschlichkeit und der vermeintlichen Notwendigkeit, dazu zu gehören. Sie erzählt von Hoffnungslosigkeit und Sehnsucht, Verzweiflung, Würde und Liebe und lässt ihre Figuren bemerken: „Alles eine Frage der Perspektive, weißt du?“