L'amour de loin

Ein französischer Troubadour besingt das Ideal einer Frau, deren bloße Vorstellung ihm genügt. Gedankengift wird in diese hohe Liebe gesät, als ihm ein Pilger von der Existenz einer solchen Frau im entfernten Tripolis berichtet. Auch ihr erzählt der Pilger auf seinen Reisen von dem entfernten, schwerverliebten Dichter. Obwohl der Troubadour zunächst glaubt, der Verlockung zu widerstehen, muss er die Frau schlussendlich sehen. Auf der Meeresüberfahrt zu ihr erkrankt er schwer und stirbt – in den Armen seiner Geliebten. Verklärt preist sie zuletzt die Liebe aus der Ferne. Kaija Saariaho nahm sich im Jahr 2000 Richard Wagners »Tristan und Isolde« und Claude Debussys »Pelléas und Mélisande« zum Vorbild und charakterisiert die Figuren weniger durch ihre Taten, als durch Selbstreflektion und ihre inneren Kämpfe. Tonmalerisch verschmelzen instrumentale, elektronische und vokale Musik zu Momenten höchster Gefühle. Die Tonsprache verbindet durch die Verwendung mittelalterlicher und westarabischer Elemente eindrucksvoll die Musik mit dem Geschehen auf der Bühne: ein betörendes Erlebnis, das noch lange nachhallen wird.