Grundgesetz, Artikel 3, Absatz 2: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. 75 Jahre nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes wird dieses Gesetz täglich gebrochen – sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit, ganz ohne, dass es rechtlich irgendwelche Konsequenzen hätte. Die Studienlage bestätigt jedes Jahr aufs Neue: Männer und Frauen sind eben (noch lange) nicht gleichberechtigt. Im Gegenteil: Frauen tragen die Hauptlast der Kinderbetreuung und der Care-Arbeit. Dabei ist es die Aufgabe der Frauen, das Familienmanagement und damit auch den Mental Load zu übernehmen. Nur 29 Prozent der Frauen in einer Paarbeziehung arbeiten Vollzeit. Dadurch entsteht automatisch eine finanzielle Abhängigkeit vom Partner. Dabei verdienen Frauen auch noch weniger, und zwar ganze 16 Prozent. Frauen können sich in der medizinischen Versorgung selten sicher sein, dass beispielsweise Medikamente an weiblichen Körpern getestet wurden. Denn: Der weibliche Körper ist durch seine starken hormonellen Schwankungen für die Wissenschaft einfach zu wenig statistisch brauchbar. Dabei ist nachgewiesen, dass der weibliche Körper anders auf Wirkstoffe reagiert als der männliche. Im Bundestag sind Frauen mit nur 32,4 Prozent vertreten. Und das, obwohl 51,7 Prozent der deutschen Staatsbürger:innen weiblich sind. Es wird Zeit für die Umsetzung unseres Grundgesetzes. Denn: Frauen sind VIELE! Ja, sogar: MEHR! Es wird Zeit, all den ungehaltenen Reden eine Bühne zu geben.
Die Stiftung Brückner-Kühner und S. Fischer Theater & Medien fragen jedes Jahr nach ungehaltenen Reden ungehaltener Frauen. Die Einsendungen sind von Frauen allen Alters, unterschiedlicher Herkunft und ganz verschiedener Geschichten. Doch sie alle eint die Wut und Hilflosigkeit gegenüber einem ungerechten System der strukturellen Benachteiligung – frei nach dem Motto: »Das war doch schon immer so.« Das Rheinische hat sich zum Ziel gesetzt, auf einige der ungehaltenen Reden zu reagieren, und setzt jedes Jahr mit einer Regieausschreibung nur für Frauen einen deutlichen Impuls im männlich dominierten Haifischbecken im Kampf um die Regiejobs auf den deutschen Theaterspielplänen.