Lessing entfaltet in seinem bürgerlichen Trauspiel eine gleichermaßen adelskritische und tragische Handlung, in deren Zentrum die junge Bürgerliche Emilia Galotti steht. Diese soll den Grafen Appiani heiraten. Allerdings hat der Prinz von Guastalla ein Auge auf sie geworfen und will die Hochzeit mit allen Mitteln und der Unterstützung seines Kammerdieners Marinelli verhindern – was nach einem vorgetäuschten Überfall auf die Hochzeitskutsche des Brautpaars für Appiani tödlich endet. Emilia indessen wird bei der Gelegenheit auf des Prinzen Lustschloss gebracht, wohin ihr die ahnungsvolle Mutter Claudia und schließlich auch Vater Odoardo folgen. Als dann noch die unlängst abservierte Geliebte des Prinzen Gräfin Orsina in diesem heiklen Moment erscheint und schnell die Zusammenhänge begreift, spitzt sich die Situation zu: Was sie weiß, gibt sie an den bis zur Raserei um die Unschuld seiner Tochter besorgten Vater weiter. Dieser sieht darauf nur mehr die Möglichkeit, Emilias Unschuld zu retten, indem er sie tötet. Bemerkenswertes Detail: auf ihren eigenen Wunsch.
Noch am Morgen ihres Hochzeitstags ist Emilias Weg ganz klar vorgezeichnet. Ein passender Ehemann ist gefunden und die gesellschaftliche Stellung der Galottis ist gesichert. Schwer vorstellbar, dass sich dennoch in der Seele der jungen Frau keine Gedanken außerhalb der Sorge um die eigene Tugend regen. Und so verfolgt die aufs Wesentliche verdichtete RLT-Inszenierung den Gedanken, Emilias Geschichte als einen Selbstermächtigungsversuch zu zeichnen, der durch die Doppelbesetzung der Emilia und es Prinzen mit derselben Schauspielerin möglich wird und der Vielschichtigkeit, mit der Lessing seine Charaktere anlegt, gerecht wird.
Spieldauer 75 Minuten, keine Pause
Unser erfolgreiches @WHITEBOxX-Format geht mit dieser Inszenierung weiter.
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