Stellen Sie sich vor, Sie waren eine Woche mit den Kindern allein zuhause, ihre bessere Hälfte kommt von einer Geschäftsreise zurück und überreicht Ihnen ein Geschenk. Wie fühlen Sie sich? Sind Sie dankbar? Fragen Sie sich, ob Ihr Gegenüber ein schlechtes Gewissen hat? Wünschen Sie sich, dass Sie danach gefragt werden, wie es Ihnen geht? Oder den Kindern? Oder wie die Woche verlief?
Erik gehen all diese Dinge durch den Kopf, als Simone wieder nach Hause kommt – zusätzlich zu den Andeutungen, die sie über ihren Chef gemacht hat; er hat das Gefühl, wie er sich fühlt, sei ihr egal. Simone hingegen ist einfach nur erschöpft, freut sich, ihre Familie wiederzusehen und dachte, sie würde Erik mit ihrem Geschenk eine Freude machen. Aber jeder Satz von ihr wird als Vorwurf interpretiert, jeder Gesichtsausdruck mit Bedeutung aufgeladen, jede Zustimmung zur Resignation erklärt.
Die Karrierefrau, die glaubt, in ihrem Job zu ersticken, vermisst auf der Geschäftsreise ihr Bett – während ihr Mann, der nur durch gelegentliche Lektorate und Übersetzungen die Hausarbeit gegen etwas Kreativeres tauschen kann, sie um das Herauskommenkönnen beneidet. So verhaken sich Simone und Erik in einem Streit, der zur Grundsatzdiskussion über ihre Rollen innerhalb der Partnerschaft wird – und damit zur Frage, ob sie sich noch wichtig sind, oder egal.
Marius von Mayenburg wurde 1972 in München geboren, er arbeitet als Autor, Übersetzer und Regisseur. Nachdem er zuerst Germanistische Mediävistik, dann Szenisches Schreiben studiert hatte, schrieb er ab 1997 Theatertexte und arbeite zwei Jahre später als Dramaturg in Berlin. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Feuergesicht“, „Der Stein“ sowie „Ex“ und „Ellen Babić“, die mit „Egal“ seine so genannte Lockdown-Trilogie bildet.