Doktormutter Faust

Dr. Margarete Faust, eine von ihren Studierenden bewunderte Professorin für Gender Studies, steckt inmitten einer populistischen Hetzkampagne gegen sie. Der Vorwurf: Sie soll Studentinnen unter dem Vorwand, sie auf wissenschaftliche Reisen zu schicken, insgeheim im Ausland Schwangerschaftsabbrüche auf Universitätskosten ermöglicht haben. Die Anschuldigungen drohen, sie ihren Job zu kosten. Gerade, als Dr. Faust sich aufgrund der ausweglosen Situation das Leben nehmen will, erscheint ihr der Teufel und bietet ihr einen Tausch an: ihre Seele im Gegenzug für die Gelegenheit, sich der Lust hinzugeben und einen Moment höchsten Genusses zu verspüren. Dr. Faust willigt ein und verliebt sich kurz darauf in Karim, der bei ihr promovieren möchte, unwissend, dass der Professorin die Kündigung bevorsteht. Entgegen ihrer Prinzipien nutzt Dr. Faust ihr Machtverhältnis gegenüber dem Doktoranden aus, um ihm nah zu sein und bekommt die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren. Fatma Aydemirs feministische Überschreibung von Goethes »Faust« stellt Fragen nach Macht und Abhängigkeit in einem patriarchalen System und erfindet ein neues Gretchen – eines, das nicht nur Objekt ist, sondern selbst über ihr Schicksal entscheiden kann, und somit Opfer und Täter zugleich wird.